Knapp drei Wochen sind seit meinem letzten Blogeintrag vergangen. Das lag nicht daran, dass es nichts zu erzählen gäbe, sondern dass hier in Winterthur so viel los war und mir leider die Zeit gefehlt hat, um einen neuen Eintrag zu verfassen. Dafür gibt es heute einen ausführlichen Eintrag mit vielen Fotos von meinem Ausflug zum Rheinfall.

 

Klausuren und Präsentation

Die letzten Schulwochen waren arbeitsreich. Am 20. und 23. Oktober habe ich Klausuren geschrieben. Zuerst war „Deutsch 5“ an der Reihe. In dem Kurs geht es um Wirklichkeiten der Sprache – also darum, warum wir Texte verstehen oder missverstehen, wie Sprache in Bildern spricht und was Sprache über Sprechende verrät. Als ich meinen Stundenplan zusammengestellt habe, wurde dieser Kurs als „sprachlich-kommunikative Wirklichkeitskonstruktion“ im Modulplan aufgeführt. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich mir darunter vorgestellt habe, aber definitiv nicht das, worum es tatsächlich geht. Was dieses „tatsächlich“ ist, kann ich auch nicht so genau sagen. Fakt ist nur: Dieser Kurs fällt mir hier mit Abstand am schwersten und ich habe schon oft bereut, nicht etwas anderes gewählt zu haben.

1029 Thermoskanne SchweizNach der grandiosen Klausur, die übrigens „open book“ war (das bedeutet: man darf seine Unterlagen mit in die Prüfung nehmen – genutzt hat das nicht viel), muss ich zusammen mit einer Kommilitonin noch eine Arbeit zu einem der Themen schreiben. Gerade sind wir in der Vorbereitungsphase. Die Arbeit sorgt bei mir genau wie der ganze Kurs noch für einige Fragezeichen im Kopf – aber wird schon werden. Ich bin damit in den nächsten Wochen auf jeden Fall noch gut beschäftigt und habe bei der Arbeit sicherlich viel Zeit, Tee aus meiner neuen Teekanne zu genießen 🙂

In der anderen Klausur ging es um Krisenkommunikation – und damit komme ich schon vom bisher schlimmsten zum bisher interessantesten Teil. In dem Kurs haben wir verschiedene Modelle besprochen und Strategien, die Unternehmen umsetzen können, wenn sie in einer Krise stecken. Im Unterricht haben wir einige Videos gesehen: unter anderem zu den Fällen FIFA, VW und Germanwings, die ja alle in diesem Jahr große Themen in den Medien waren oder sogar noch sind. Außerdem haben wir ein Video von einem kanadischen Sänger angesehen, das mir – wieso auch immer – bis heute im Kopf geblieben ist. Vom Refrain habe ich quasi einen Dauerohrwurm. „United breaks guitars“ heißt der Song und es geht darum, dass der Sänger mit der Fluggesellschaft „United“ geflogen ist und diese nicht sorgsam mit seiner Gitarre umgegangen ist, so dass die Gitarre kaputt gegangen ist. In späteren Gesprächen mit der Airline konnte er nichts erreichen, weshalb er einen Song geschrieben, der im Internet zum Erfolg geworden ist: Über eine Millionen Menschen haben das Video bei YouTube aufgerufen. Im Song hat er seine Botschaften so geschickt platziert, dass sie bei den Hörern automatisch ankommen. – Sicherlich nicht im Sinn der Fluggesellschaft.

Neben diesen Klausuren habe ich noch mehrere Präsentationen gehalten und bereite gerade mit drei Kommilitonen ein Referat über die Versicherungsbranche vor. Es wird unter anderem um das Image der Branche, die Wettbewerbssituation und Herausforderungen in der Branche gehen. – Es gibt hier in Winti also gerade auf jeden Fall genug zu tun, denn die nächste Klausur am kommenden Mittwoch steht auch schon vor der Tür.

 

Spaß im Camp

1029 PartyNeben der Schule hat mich in den letzten Wochen besonders mein Wohnheim beschäftigt. Wie schon berichtet, hat immer donnerstags von 17 bis 24 Uhr die hauseigene Bar geöffnet. Leider ist es dann immer ziemlich laut. Nicht zu vergleichen allerdings mit der Semesterparty, die am 17. Oktober hier stattgefunden hat. Von 22 bis vier Uhr sollte es gehen – weshalb ich am Abend erstmal zu meinem Kommilitonen Michael „geflüchtet“ bin. In seiner Wohngemeinschaft wurde lecker gekocht und ich habe zumindest den Anfang der Party verpasst. Für den Heimweg von Michael zu mir habe ich dann sogar weniger lange gebraucht, als dafür, in mein Haus zu kommen. Ich musste mich nämlich erstmal durch die Schlange quetschen – bei deren Länge und der Kälte an dem Abend hatte ich echt keine Lust, mich hinten anzustellen – dann musste ich vorbei an den Securities und denen begreiflich machen, dass ich in dem Haus wohne und kein Partygast bin und diese Worte schließlich am Einlass nochmal wiederholen… nach circa zehn Minuten habe ich es tatsächlich endlich in meinem Zimmer geschafft. Vollbeschallung inklusive, Internet exklusive, denn das haben sie – wieso auch immer – am Samstagmittag ohne ein Wort zu sagen abgebaut und erst am Sonntag wieder installiert. Seitdem gibt es auch dauernd Probleme mit dem Internet, wieso ich beispielsweise diesen Blogeintrag gerade zuhause vorschreibe und morgen in der Schule hochladen werde.

Am Sonntag war ich nochmal bei Michael zum Essen eingeladen. Die Erkenntnis des Abends: Nudeln mit Pilzsoße können so verdammt lecker schmecken, wenn man mehrere Wochen lang hauptsächlich Nudeln mit Ketchup oder ungewürztes Kartoffelpüree gegessen hat 😀 Ich freue mich jetzt schon auf die Zeit nach Winterthur, wenn ich zusammen mit meinem Freund wieder ordentliches Essen in einer ordentlichen Küche kochen werde…

 

Besuch aus Deutschland

Nach meinem missglückten Versuch, vor ein paar Wochen übers Wochenende nach Deutschland zu fahren, hat mich jetzt mein Freund besucht. Er hat mir einiges zu Essen aus Deutschland mitgebracht – zum Beispiel Ravioli und ähnliches Dosenfutter, das schnell gemacht ist aber besser als Nudeln mit Ketchup schmeckt. Bei den Preisen in den Schweizer Supermärkten habe ich nämlich vor einigen Wochen beschlossen, dass ich so etwas hier wirklich nicht kaufen werde.

1029 Rheinfall FahnenAm Samstag haben wir uns dann an der Schweizerischen Grenze den Rheinfall angesehen. Schon an meinem ersten Tag hier in Winterthur hat mein Buddy Omar davon ganz begeistert erzählt – und ich muss sagen, es hat sich absolut gelohnt hinzufahren. Zusammen mit Michael sind wir knapp zwei Stunden lang um den Rheinfall herum spaziert und es war wunderschön. Die Sonne hat gestrahlt, die Blätter haben in allen Herbstfarben geleuchtet und ich hatte meinen Freund bei mir. Ich kann nur jedem, der mal nach Schaffhausen kommt, empfehlen, den Rheinfall zu besuchen. Meine Theorie ist ja, dass der Rheinfall im Herbst besonders schön ist, weil die bunten Blätter wirklich eine Kulisse wie auf Postkarten und Gemälden bilden. Aber empirisch überprüft habe ich diese These nicht 😀 – und sehenswert ist der Rheinfall sicher auch das restliche Jahr über.

Damit ihr einen Eindruck bekommt, habe ich hier einige Fotos für euch:

Nach dem Ausflug sind wir noch die wenigen Kilometer bis nach Jestetten gefahren, haben ein paar Kleinigkeiten eingekauft und uns einen Döner zu deutschen Preisen schmecken lassen. Nachdem meine Eltern mich am Sonntag besuchen kommen und auch noch ein paar Dinge mitbringen, habe ich bis zum Ende des Semesters damit hoffentlich ausgesorgt 😀

 

Unterhaltung in Winti

An diesem Wochenende war mal wieder so viel los in Winti, dass wir gar nicht alles machen konnten. „Zürich liest“ beispielsweise haben wir nicht besucht. Dafür waren wir im Kino und haben uns einen Film angesehen, der gleich doppelt meinen Geschmack getroffen hat: denn „Hotel Transilvanien 2“ ist ein Animationsfilm und es geht um Vampire. Sogar meinem Freund hat der Film gefallen – und er findet nicht alle Animationsfilme gut, die er sich mir zuliebe ansieht. Unser heimlicher Star war Blobbi – wenn ihr euch den Trailer anseht, könnt ihr vermutlich verstehen, wieso 🙂

1029 Kino-PauseNeben den saftigen Eintrittspreisen – für das Geld, das eine Karte kostet, bekommt man in Deutschland mindestens zwei – unterscheidet sich ein Kinobesuch noch in einem anderen Punkt deutlich von Kinobesuchen in Deutschland: Mitten i1029 Booklet Eine fantastische Reisem Film, an einer völlig willkürlichen Stelle, war die Leinwand plötzlich schwarz. Wir dachten erst, dass das Band kaputt gegangen wäre. Doch dann kam die Anzeige, die ihr hier seht… Nachdem der Film insgesamt gerade einmal eine Laufzeit von 90 Minuten hatte, waren wir doch sehr überrascht über die zehnminütige Pause und mussten uns ein bisschen das Lachen verkneifen, als die meisten Kinobesucher plötzlich mit Eis zurück in den Saal kamen. Am Dienstag habe ich mich dann bei meinen Mitstudenten erkundigt und erfahren, dass in der Schweiz jeder Kinofilm eine Pause hat… Da wir eigentlich ins Kino gehen, um Filme ohne Unterbrechung zu sehen, fanden wir das sehr interessant 😀

Am Sonntag waren wir zum zweiten Mal im Theater Winterthur. Diesmal haben wir uns nicht nur einen Ausschnitt eines Stückes angesehen, sondern die Premiere eines Fantasy-Musicals besucht. Das Stück heißt „eine fantastische Reise“ und erzählt eine ziemlich skurrile Geschichte – aber letztlich war die Geschichte egal, denn die Lieder und Tänze, die von circa 200 Kindern, Jugendlichen und junge Erwachsenen aufgeführt wurden, waren schön anzusehen.

 

Halbzeit

Jetzt werde ich mich wieder ans Lernen machen und morgen in der Schule den Blogeintrag hochladen. Morgen beginnt übrigens mein letzter neuer Kurs. In diesem geht es um Gesundheitskommunikation und die Planung eines Events. Mit dem letzten Kurs rückt die zweite Hälfte des Semesters immer näher: Wenn diese Woche vorbei ist, bin ich nämlich genau bei der Halbzeit angekommen. Kurz vor Weihnachten geht es dann zurück nach Deutschland, ehe ich im Januar noch für einige Tage zurückkomme, um drei weitere Klausuren zu schreiben. Und bis es soweit ist, schicke ich heute erstmal wieder viele Grüße nach Deutschland und hoffe, euer Herbst ist genauso schön wie der in Winti! 🙂

1029 PfandrückgabeUnd zum Abschluss habe ich noch einen kleinen Funfact für euch: In der Schweiz sind die meisten Plastikflaschen pfandfrei. Man kann sie ganz normal in den Hausmüll schmeißen, weshalb es auch nur in ausgewählten Supermärkten Rückgabestationen gibt. Letzte Woche habe ich zum ersten Mal eine solche Station gesucht und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass es nichtmal Rückgabeautomaten für Plastikflaschen gibt. Stattdessen muss man sie in ein Loch in der Wand werfen und vorher per Hand zusammendrücken. Könnt ihr euch vorstellen, was für einen Lärm das gemacht hat, als ich meinen circa fünfzehn Flaschen im Laden zerdrückt habe? Seitdem quetsche ich jede Flasche schon zuhause zusammen, damit ich bloß nicht mehr in die Situation komme, dass mich im Laden alle anschauen, weil ich so einen Krach mache 😀

Teilen
Teilen