Zum ersten Mal hörte ich bei den Jugendmedientagen 2010 in München von der Deutschen Journalistenschule, kurz DJS. Der damalige Schulleiter Ulrich Brenner war zu Gast und diskutierte mit anderen Medienmachern über Wege in den Traumberuf Journalismus. Nach dieser Podiumsdiskussion und einem kurzen persönlichen Gespräch mit Brenner wusste ich: Da will ich hin!

phototastic-10_10_2016_b85e4c6a-acbc-4b40-ba63-b1fbb89f35442Heute – sechs Jahre später – bin ich Schülerin in der 55. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule und außerdem Studentin in der Masterklasse an der Ludwig-Maximilians-Universität. Weil mir selbst Erfahrungsberichte bei der Vorbereitung geholfen haben, möchte ich nun selbst über meinen Weg an die DJS berichten 🙂

 

Die Bewerbung

Am 1. Dezember 2015 war es soweit – die Mail mit den Infos und den Reportagethemen kam. Wer an die DJS möchte, muss in Runde eins eine Bewerbungsreportage, ein Rechercheprotokoll und einen ausformulierten, einseitigen Lebenslauf einreichen.

Am wichtigsten ist vermutlich die Bewerbungsreportage – nur wenn sie zu den 150 besten eingereichten Reportagen gehört, schafft man es eine Runde weiter. Ich bin kein Freund von Reportagen, aber da muss man durch und man kann es schaffen. Zunächst habe ich einige Zeit mit der Recherche verbracht. Die vier Themen waren das Jubiläum des Reinheitsgebots, die Attraktivität von Museen,  der Rechtsanspruch für einen Kitaplatz und Online-Dating über Portale und Apps. Anrecherchiert habe ich die Themen Bier und Kitaplatz und mich dann für das Bier entschieden. Gefühlt war das übrigens das Thema, das die meisten Bewerber gewählt haben.

Ich stamme aus einem Bierdorf und habe zunächst zwei Menschen besucht, die mir nach dem Gespräch nicht als passende Protagonisten erschienen. Ich recherchierte dann weiter und fand im Internet den Biersommelier Michael König. Ich besuchte ihn zuhause, telefonierte mit seiner Frau und sprach mit Sandra Ganzenmüller, der Pressesprecherin des Verbands der Biersommeliere, über ihn. Danach entstand meine erste Version, die noch zu wenig szenische Teile enthielt. Um Material für szenische Teile zu bekommen, besuchte ich dann noch ein Bier-Tasting und ein Seminar – beide wurden von Michael König geleitet.

Die Reportage, das Rechercheprotokoll und den Lebenslauf lädt man dann online auf der Webseite der DJS hoch. Dort muss man zusätzlich noch Angaben zu absolvierten Praktika machen und angeben, ob man sich für die Kompakt- oder die Masterklasse(n) bewirbt. 15 Bewerber werden pro Klasse am Ende aufgenommen – 45 insgesamt, aufgeteilt auf einmal Kompakt- und zweimal Masterklasse.

 

Vorbereitung für Runde zwei

Mit der Vorbereitung für die zweite Runde habe ich natürlich schon begonnen, bevor ich überhaupt wusste, ob meine Reportage gut genug war. Ich habe im Dezember zahlreiche Jahresrückblicke angesehen und mir dabei Notizen gemacht: das Jahr in Bildern, Social Media 2015, Menschen des Jahres, … – Empfehlenswert ist der Jahresrückblick der ARD, den man im Internet ansehen kann. Ich habe ihn bis zur Aufnahmeprüfung mindestens fünf Mal angesehen.

Gelesen habe ich auch: die Spiegel Chronik 2015, den großen Jahresrückblick der Süddeutschen Zeitung und die Rückblicke der Magazine Bunte und People. Diese Mischung war gut, denn in der Aufnahmeprüfung kamen sowohl Fragen, die ich mit dem Wissen aus den klassischen Jahresrückblicken beantworten konnte als auch Fragen zu Dingen, die ich ohne die „bunten“ Magazine wohl nicht gewusst hätte. Zu den Magazinen habe ich noch das Buch Journalistenschule klarmachen: Insider verraten ihre Tipps für die Bewerbung von Takis Würger gelesen, es beinhaltet hilfreiche Tipps von Schulleitern verschiedener Journalistenschulen und ähnliche Dinge.

Zusätzlich ist es natürlich wichtig, sich tagesaktuell zu informieren – nicht erst kurz vor dem Test.

Gelernt habe ich dann noch Politikernamen – klebt die Zettel irgendwo hin, wo ihr sie gut und oft seht und merkt euch die Namen mit den Gesichtern der Menschen. Außerdem hilft es, die alten Wissenstests anzuschauen und zu überlegen, welche Themen schon oft drankamen. Bei mir wurde dann nämlich tatsächlich nach dem Jugendwort des Jahres gefragt – ähnliche Fragen hatte ich gesehen und entsprechend recherchiert.

 

Die zweite Runde – Tag 1

Vor der zweiten Runde war ich unendlich nervös 😉 Was man dagegen machen kann? Keine Ahnung, aber es geht vorbei, spätestens wenn die Prüfungen vorbei sind. Am Morgen bin ich mit dem Zug nach München gefahren und habe mich dann vor dem Gebäude der Süddeutschen Zeitung, in dem sich die DJS befindet, mit anderen Bewerbern unterhalten.

Los ging es mit dem Bildertest, vor dem ich am meisten Angst hatte. Dass ich mir Namen zu Gesichtern nicht gut merken kann, weiß ich spätestens, seit ich Tutorin in einer 5. Klasse meines Gymnasiums war. Aber es ging besser als gedacht – mein Tipp: Schaut euch die Bilder gut an, wenn ihr die Jahresrückblicke lest. Manche Personen habe ich so wiedererkannt. Zu sehen waren z.B. Sepp Blatter, Merkel und Obama vor Schloss Elmau und BB-8.

Danach war der Wissenstest an der Reihe. Die Fragen aus der Prüfung und aus den Vorjahren könnt ihr hier nachlesen. Ein bisschen was habe ich sicher gewusst und dann noch versucht, etwas herzuleiten oder zu raten. Lasst euch nicht entmutigen, wenn ihr nicht so viel wisst – vermutlich weiß fast niemand alles, was da gefragt wird.

Direkt danach wird ein Video gezeigt. Unseres war ca. acht Minuten lang und es ging um Flüchtlingskinder, die in Deutschland in Kindergärten und Schulen integriert werden. Nach zwei Durchgängen geht es in Computerräume und man hat zwei Stunden Zeit, um aus dem Video einen Text zu machen, den man so an eine Zeitung verkaufen könnte. In einem Raum läuft das Video in Dauerschleife, man kann also immer wieder hingehen – man verliert so allerdings auch Zeit. Ich habe mich für ein Feature entschieden und erstmal das Grundgerüst geschrieben. Danach bin ich den Videoraum und habe mir die O-Töne aufgeschrieben, die ich in den Text einbinden wollte. Nach zwei Stunden druckt man und gibt ab. Konzentriert euch auf euch – bei mir war jemand im Raum, der über seinem Text fast verzweifelt ist, aber irgendwie hab ich es zum Glück geschafft, das alles auszublenden und bei meinem Word-Dokument zu bleiben.

Nach diesen drei Tests war es erstmal geschafft. Als Bewerber für die Kompaktklasse ist man danach fertig – wir Master-Leute mussten noch zur Uni und einen weiteren Test am späten Nachmittag schreiben. Wir bekamen ein Din-A4-Blatt, beidseitig mit einem englischen Aufsatz bedruckt, und mussten zwei Fragen mit je ca. 100 Wörtern beantworten. Es ging darum, den Forschungsansatz zu bewerten und daraus eine Idee für eine Masterarbeit abzuleiten. Wirklich schwierig war nur das Lesen, da ich mich nach dem anstrengenden Tag nicht mehr so gut auf den englischen Text konzentrieren konnte.

Insgesamt konnte man an diesem Tag – wenn ich mich recht erinnere – 66 Punkte bekommen: je einen für die 12 Bilder, je einen für die 24 Fragen im Wissenstest, bis zu 24 für den Text und bis zu 6 für die Aufgabe an der Uni.

Am Abend waren wir noch mit der 54. Lehrredaktion im Biergarten. Nutzt diese Gelegenheit, ihr könnt Fragen stellen und euch noch ein wenig ablenken lassen!

 

Die zweite Runde – Tag 2

Am zweiten Tag musste ich um zehn Uhr aus meinem Hotelzimmer raus. Mein Auswahlgespräch war allerdings erst am Nachmittag, weshalb ich einige Zeit durch Berg am Laim gelaufen bin und viel Zeit zum Nachdenken hatte. Ob das gut war oder nicht, kann ich nicht sagen. Ich habe mir auf jeden Fall meine Gedanken dazu gemacht, was sie mich wohl fragen werden – und was ich antworten könnte.

An der DJS läuft es dann wie folgt: Jeweils drei Bewerber werden gleichzeitig von einer Jury befragt (es waren ca. zehn Personen, zwei von der Uni). Pro Gruppe dauert das Gespräch ca. 30 Minuten. Ein Tipp: Man darf bei der Gruppe vorher schon zuhören! Macht das auf jeden Fall, ihr lernt so schon einmal die Jury kennen und bekommt eine Ahnung davon, wie es läuft. Das hilft wirklich!

In meiner Gruppe war ich dann die letzte Bewerberin, der eine Frage gestellt wurde. Da kommt die Nervosität schön zurück, wenn man an dem Tisch vor den vielen Jury-Mitgliedern sitzt und wartet. An folgende Fragen erinnere ich mich noch:

  • Ob ich in den Sport will, wieso und was ich mir sonst noch vorstellen könnte.
  • Wieso ich noch an die DJS und die LMU will, wenn ich doch schon Journalistik im Bachelor studiert habe.
  • Welches Thema aus meinem Heimatdorf über die Grenzen der Region hinaus spannend sein könnte.
  • Ob ich über einen Skandal in meinem Dorf schreiben würde, von dem noch niemand außer mir weiß.

Eine andere Bewerberin in meiner Gruppe war bei den Jusos und hat entsprechend eine Frage zu Parteizugehörigkeit und Journalismus bekommen. Die dritte hatte schon ein Fernsehprojekt oder so mit aufgebaut und wurde dazu befragt.

Nach dem Gespräch hatte ich kein allzu gutes Gefühl mehr. Vor allem nicht, nachdem meine Mitbewerberin danach zu mir kam und sagte: Deine Antworten klangen aber teils schon sehr auswendig gelernt. Das meinte ich oben mit der Zeit zum Nachdenken. Denkt ein bisschen darüber nach, was man fragen könnte – aber am besten nicht zu detailliert. Die Frage mit dem Sport habe ich erwartet, was man dann wohl gemerkt hat.

Die Jury war insgesamt sehr fair. Es werden zwar hier und da knifflige Fragen gestellt, aber meist geht es ganz gut. Nur eine Bewerberin tat mir leid: Auf der Fahrt zum Hauptbahnhof hat sie mir erzählt, dass sie gefragt wurde, wie sie sich überhaupt tagesaktuell informiert – weil ihr Bildertest schon korrigiert war und wohl schlecht ausfiel.

 

Wie es weiterging

Gut eine Woche nach der Aufnahmeprüfung kam die Zusage. Ich habe mich natürlich sehr gefreut 🙂

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Mit der Wohnungssuche habe ich dann zeitig angefangen und zum Glück ein schönes, kleines Appartement mit bezahlbarer Miete in Berg am Laim gefunden. Mein Tipp: Nicht nur selbst suchen, sondern bei WG-gesucht auch ein Gesuch erstellen. Ich habe mein Zimmer am Ende so gefunden.

Die Aufteilung in die Masterklassen – es gibt ja zwei – fand dann am ersten Schultag der Einführungswoche statt. Ich bin in der A-Klasse und werde von Februar bis November 2017 an der DJS ausgebildet. Nach der Ausbildung macht jeder mindestens zweimal drei Monate Praktikum (in der Regel!). Vor der Ausbilung und danach verbringt man außerdem einige Zeit an der Uni. Insgesamt dauert die Ausbildung zum Redakteur mit dem Masterstudium zwei Jahre. Die Kompaktklasse ist nach ca. 16 Monaten abgeschlossen.

Jedem, der sich bewirbt, wünsche ich viel Erfolg – und das nötige Glück bei der Aufnahmeprüfung! 🙂

 

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