Schneebedeckte Gipfel, kahle Bäume, der Nebel hängt in den Tälern. Es fühlt sich an wie ein Abschied. Auf der Fahrt im EuroCity von Winterthur bis Lindau genieße ich einfach nur die Landschaft. Die Sonne strahlt vom Himmel, in den Ohren habe ich Schweizer Musik, von der ich seit Anfang der Woche einen Dauerohrwurm habe.

Genau in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, rollte der Zug aus dem Bahnhof Lindau. 11:10 Uhr: Ich bin zurück in Deutschland, die Sonne strahlt noch immer und trotzdem fühlt sich mein Herz gerade furchtbar schwer an. Am 10. September habe ich mich mit meinem Freund im Auto auf den Weg in die Schweiz gemacht. Heute – genau drei Monate später – mache ich mich im Zug auf den Weg zurück zu ihm. Das Semester ist vorbei und auch der Wohnheim-Lärm vorerst. Und ich sehe die Menschen, die mir am wichtigsten sind, wieder. Allen voran in wenigen Stunden meinen Freund, der mich an jedem einzelnen Tag unterstützt hat.

1210 LOEWE-Bus WinterthurEinen kleinen Gruß aus der Heimat hab ich heute Morgen noch am Busbahnhof gesehen: Da war doch tatsächlich Werbung für LOEWE auf einem Bus. Für die, die das Unternehmen nicht kennen: Es kommt aus meiner Heimatstadt Kronach in Oberfranken.

 

Letzte Tage im Winter(thur)-Wunderland

Es hat deutlich abgekühlt in Winti in den letzten Tagen. Ohne Handschuhe ging meist gar nichts mehr. Kurse in der Schule hatte ich nur noch gestern – an allen den anderen Tagen habe ich gepackt, mein Zeug zum Lernen zusammengesucht und nochmal die Innenstadt unsicher gemacht.

Ward ihr schon einmal auf einem Weihnachtsmarkt in der Schweiz? Ich weiß nicht, ob es überall so ist, aber in Winti riecht es dort einfach immer so penetrant nach Käsefondue, dass man als nicht-Käsefan schaut, dass man die Käsefondue-Buden so schnell wie möglich hinter sich lässt. Gekauft hab ich nichts, denn entweder waren die Sachen sauteuer, überhaupt nicht weihnachtlich – oder gleich beides zusammen. Dafür habe ich an anderen Orten in den letzten Tagen noch einiges Geld gelassen. Beispielsweise hatte ich so die Schnauze voll von Dosen-Spaghetti, dass ich mir an einem Tag bei Coop mittags eine Portion Reis mit Fleisch und Gemüse aus dem Wok geholt habe. Die kleinste Portion kostet dort knapp zehn Franken (etwa das gleiche in Euro) und ist damit verhältnismäßig günstig… ich hätte die Schilder trotzdem besser lesen sollen. Eine der Wok-Portionen war so scharf, dass ich dachte, ich schaffe die Portion nicht.

Abends war ich dann noch bei Michael zum Geburtstags-Chili eingeladen. Zum Glück hatte er das mild angesetzt – sonst hätte ich am Ende noch auf Michaels Kochkünste verzichten müssen. Im Ernst, lasst euch mal von ihm zum Essen einladen… der Hammer! Ich hab einmal im Semester Pilze gekauft und dachte, vielleicht bekomme ich es ja halbwegs so hin wie Michael – aber Pustekuchen. Ein Koch ist an mir nicht verloren gegangen… – Gut, dass das bei meinem Freund anders aussieht. Es gibt also bald wieder gutes Essen statt Dosenfutter für mich. Und eine Küche, in der ich keine Angst haben muss, dass mich sämtliche Bakterien schon beim Betreten anfallen 😀

 

Die volle Dröhnung Schweizerdeutsch

1210 KinoticketsAußerdem war ich zweimal im Kino. Nachdem ich jetzt drei Monate lang gelernt habe den Schweizer Dialekt halbwegs zu verstehen, habe ich mich am Sonntag in die Vorpremiere von Heidi gewagt. Ein wunderbarer Film – schaut ihn an und nehmt euch Taschentücher mit. Ich hab fast den kompletten Film verstanden. In der Dialekt-Version sind alle Teile, die in den Schweizer Bergen spielen auf Schweizerdeutsch und Heidi spricht in Frankfurt auch kurz Dialekt. Der Frankfurtteil ist ansonsten natürlich hochdeutsch. Wegen dieser Aufteilung wollte ich unbedingt die Schweizer Version sehen. Nachdem ich den schweizerdeutschen Trailer kannte und mir auch den deutschen Trailer angesehen hatte, ging das quasi gar nicht mehr anders: In der hochdeutschen Version klingt der Teil, der in der Schweiz spielt, in meinen Ohren ziemlich wenig authentisch.

1210 Kinosaal 1Am Montag war ich spontan nochmal im Kino. Es war Kinotag und da an diesem Tag alle Karten gleich viel kosten, hab ich mir den zweiten Film vom Balkon aus angesehen. Das bedeutet: Super Sicht, statt wie bei Heidi dauernd nach oben schauen zu müssen. Da ich Montagmittag im Kino war, habe ich auf dem Balkon den Altersdurchschnitt bei elf Personen geschätzt um fünf Jahre nach unten gedrückt 😀 Gesehen hab ich den Film „Schellen Ursli“ – das war der wirkliche Härtetest. Während das Schweizerdeutsch in Heidi nur teilweise zur Sprache kam und es eine gut verständliche Dialektform war, hat mich der Schellen Ursli mit seinen Freunden, Widersachern und Co. ganz schön gefordert. Ich gebe zu, verstanden hab ich nicht alles. Aber es hat gereicht, um die ganze Filmhandlung problemlos zu verstehen. Wen interessiert, wie das so klingt, dem empfehle ich, einfach mal den Trailer anzusehen.

1210 Kinosaal 2Super gefallen hat mir bei beiden Filmen die Kulisse. Gedreht wurden beide in den Bergen, mit Bergseen, Ziegen, Murmeltieren und urigen Hütten. Schon alleine wegen der Bilder zu Beginn von Heidi kann ich den Film empfehlen. Wunderbare Naturaufnahmen! 🙂 Die Kinosäle selbst sind übrigens auch der Wahnsinn… ich hoffe, man kann es auf meinen beiden verwackelten Handyaufnahmen ein bisschen erkennen: An den Wänden sind lauter Säulen und an der Decke hing eine Götterfigur, die ich in der Dunkelheit leider nicht sichtbar vor die Linse bekommen habe.

Vor den Filmen gab es noch einen witzigen Werbespot, den ich euch empfehlen kann. Er ist so dumm, dass es fast schon wieder lustig ist. Es geht um Denner, einen Discounter. In der Kino-Werbung kam am Ende natürlich “Winterthur” statt “Zürich” 😉

 

Weihnachten in Deutschland

In circa fünf Stunden werde ich hoffentlich in der Oberpfalz ankommen und meinen Blogeintrag heute Abend hochladen. Zurück in die Schweiz geht’s für mich dann erst am 9. Januar. Solange wird dieser Blog-Weihnachtsferien machen. Im Januar berichte ich natürlich nochmal vom Semesterabschluss und von dem, was ich aus Winterthur mitnehme für die Zukunft. Bis dahin wünsche ich euch allen eine schöne restliche Adventszeit, ein tolles Weihnachtsfest und einen guten Übergang ins Jahr 2016! Bis nächstes Jahr 🙂

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