Jetzt bin ich also offiziell wieder Schülerin. Denn so nennen die Schweizer es, wenn sie in die FH gehen: zur Schule gehen. – Ich sage zwar oft noch aus Versehen: “Ich geh jetzt zur Uni” – aber sonst finde ich mich nach vier Tagen an der ZHAW bereits gut zurecht.

0918 Einkaufen DeutschlandAber der Reihe nach! Am Wochenende war ich mit meinem Freund und meinem Mitstudenten Michael noch einmal in Deutschland zum Einkaufen. Denn die Lebensmittel und vor allem die Süßigkeiten sind in Deutschland doch deutlich günstiger. Beachten muss man nur die Einfuhrgrenzen. So darf man zum Beispiel pro Person nur ein Kilo Fleisch über die Grenze mitnehmen. Bei mehreren Packungen Salami hat man seine zwei Kilo für zwei Personen schnell zusammen.

Von Winti (so nennen sie Winterthur hier oft) sind wir am Samstagmorgen ins 30 Kilometer entfernte Jestetten gefahren. Wochenenden sind generell nicht die beste Zeit zum Einkaufen. In Jestetten war es allerdings noch schlimmer, als in normalen Discountern am Samstagvormittag. Da der kleine Ort direkt hinter der Grenze liegt, waren sehr viele Schweizer zum Einkaufen da. Zeitweise waren im Discounter alle neun Kassen besetzt und trotzdem standen die Kunden an allen Kassen Schlange. Durch den Laden musste man sich streckenweise fast schieben. Dafür habe ich jetzt genug Nudeln, Tomatensoße, Milch und Pausensnacks für ein ganzes Semester 😉

0918 Theater WinterthurAm Nachmittag habe ich mit meinem Freund dann an einer Kleinkunstralley teilgenommen. Dabei haben wir vier Stationen in Winterthur besucht: Im Stadthaus hat ein Streichquartett des Musikkollegiums zwei Sätze aus Dvoraks “Amerikanischer” gespielt und im Theater haben wir einen Ausschnitt aus dem Kindermusical “Stärneföifi im Märlisalat” gesehen. Anschließend waren wir noch im TanzOrtAmGleis und im Theater am Gleis, doch die beiden Vorstellungen haben uns nicht besonders gut gefallen. Es war aber eine interessante Veranstaltung, bei der wir auf unserer 2-Stunden-Tour umsonst die Veranstaltungsorte besuchen und die Vorführungen ansehen/anhören konnten.

Am Montag hat das neue Semester dann mit Bürokratie begonnen. Um mir in den Caféterien und Mensen etwas kaufen zu können oder um in der Bibliothek Bücher auszuleihen, brauche ich eine CampusCard. Machen konnte ich sie am Montagvormittag oder Dienstag. Also bin ich brav am Montag zum Raum gegangen und habe gewartet, bis ich an der Reihe war – um dann gesagt zu bekommen, dass ich nicht im System stehe. Also bin ich zum International Office meines Departements im Nachbargebäude gegangen und von dort weiter ins Sekretariat. Dort wurde mir dann gesagt, dass sie vergessen haben, uns Internationals einzutragen. Nachdem ich eingetragen war, hab ich mich erneut angestellt – um gesagt zu bekommen, dass ich nicht im System stehe. Also bin ich nach Hause und habe meine Karte am nächsten Tag machen lassen. – Da wurde mir übrigens auch gesagt, dass ich nicht im System stehe. Auf meine Aussage hin, dass das ja wohl nicht sein könne, hat der nette Herr mich dann doch gefunden…

Nach der CampusCard-Pleite bin ich gegen Mittag mit meinem Freund mit dem Zug nach Zürich gefahren. Bevor er sich auf den Heimweg nach Deutschland gemacht hat, wollten wir uns noch die nächstgrößte Stadt ansehen. Zürich hat viele schöne alte Gebäude und vom Vorplatz der Universität aus hat man einen tollen Ausblick über die Stadt.

0918 Schokolade teuer

Anti-Schoki-Rezept

In Zürich haben wir außerdem gelernt, wie man effektiv die Lust auf Schokolade verlieren kann:

  1. Man laufe an einem Laden vorbei, in dem es ausschließlich Schweizer Schoki zu kaufen gibt
  2. Man atme den superleckeren Duft ein und betrete nach kurzem Zögern den Laden
  3. Man betrachte fasziniert die Schokolade
  4. Man betrachte noch faszinierter die Preise – das teuerste Paket in der Art wie auf dem Foto lag bei ca. 215 Franken…
  5. Man riecht die Schokolade gar nicht mehr, weil man so geschockt ist. Versprochen! 😉

0918 Flugzeug

 

Außer dem Schokoladen-Laden haben wir uns vor allem Gebäude angesehen. Gut gefallen hat uns ein Haus, dessen Fassade komplett bemalt ist. Toll fanden wir auch die vielen interessanten Brunnen und Skultpuren in der Stadt. Auf unserem Weg durch die Stadt sind wir am Zürichsees vorbei gekommen. Dort haben wir ein paar Minuten Rast gemacht, auf’s Wasser hinaus geschaut und die Schwäne am Ufer beobachtet. Danach sind wir am Opernhaus vorbei zurück zum Bahnhof gelaufen. Auf dem Rückweg von Zürich nach Winterthur haben wir noch Halt am Flughafen gemacht und von der Aussichtsplattform aus Flugzeugen beim Starten und Landen zugesehen.

Hier ein paar Bilder aus Zürich:

 


 

Back to School

Am Dienstag um acht Uhr ging es dann los. Ich belege an der ZHAW insgesamt sieben Kurse an vier Tagen pro Woche. In dieser Woche hatte ich schon volles Programm.

0918 Welcome back SchokoladeBesonders interessant fand ich bisher meinen umfangreichsten Kurs: Jede Woche donnerstags und freitags belege ich eine Praxis-Werkstatt, in der wir uns mit Kommunikationskonzepten beschäftigen. In drei Wochen findet bereits die erste Präsentation statt: Für einen Kulturanlass dürfen wir uns in einer Gruppe von sechs Personen ein Konzept für die Vermarktung überlegen. Heute haben wir fleißig gebrainstormt und schon gute Ideen gehabt, die wir jetzt bis zur kommenden Woche weiter ausarbeiten. Am 09. Oktober wird dann ein sogenannter Pitch stattfinden. Dabei hat jede Gruppe 15 bis 20 Minuten Zeit, um ihre (fiktive) Agentur vorzustellen und die Maßnahmen / Termine, die sie geplant hat. Im Kurs sind mehrere Gruppen, die auf zwei Auftraggeber aufgeteilt wurden. Die einen entwickeln wie ich ein Konzept für die kulturelle Veranstaltung – die anderen eines für einen Discounter. Bei der Präsentation werden dann die Auftraggeber anwesend sein und für jedes Thema einen Gewinner küren. Toll an dem Projekt finde ich, dass die Auftraggeber in den letzten Jahren durchaus Ideen der Studenten nach dem Pitch tatsächlich umgesetzt haben. Wir denken uns die Sachen also nicht umsonst aus, sondern für reale Auftraggeber und reale Anlässe.

0918 BücherIm Gegensatz zum Praxisprojekt bereiten mir die Vorlesungen noch etwas Probleme. In Deutschland studiere ich ja Journalistik, in Winterthur jetzt fast ausschließlich Organisationskommunikation. Ich besuche nicht nur die Einführungsveranstaltung, sondern auch die Vorlesungen der Dritt- und Fünftsemester. Bei letzteren werden natürlich teilweise die Kenntnisse aus den vorhergehenden Veranstaltungen vorausgesetzt. Um in den nächsten Wochen besser mitzukommen, habe ich mir bereits mehrere Bücher ausgeliehen.

Auch in der Bibliothek stand die Technik zunächst nicht auf meiner Seite: Nachdem ich meine CampusCard endlich hatte, wollte das Gerät für die Selbstausleihe der Bücher die Karte nicht scannen. Gestern habe ich mir dann nochmal Bücher geholt, die ich zuvor schon im Internet bestellt hatte. Der Ausgabeautomat hat meine Karte dann zum Glück problemlos akzeptiert und mir meine zwei Bücher ausgespuckt. Übrigens ein tolles Gerät, dieser Automat: Die Bibliothekare legen die Bücher, die man bestellt, in den Automaten. Wenn man dann seine Karte ans Gerät hält, zeigt es an, welche Bücher für einen bereit liegen. Die vorhandenen Bücher kann man auswählen, dann sucht der Automat je ein Buch und legt es in ein Ausleihefach, das man mit der CampusCard öffnen kann.

Kontakt zu Schweizern hatte ich in dieser Woche schon mehrfach. Nachdem letzte Woche schon der Verkäufer bei Aldi so nett war, durfte ich nun erfreut feststellen, dass auch meine Mitstudenten sehr nett sind. Die herzliche und interessierte Art der Schweizer macht es mir leichter, mich einzugewöhnen. Heute hat mir beispielsweise eine Mitstudentin ein Stück von einer Art Schokoriegel geschenkt – damit ich den leckeren Schweizer Schokoriegel probieren kann. Da habe ich mich sehr gefreut! Und am vergangenen Wochenende hat ein Mitbewohner meinem Freund und mir angeboten, dass wir uns ein Stück vom Hefezopf nehmen können. Außerdem bemühen sich die Schweizer in meiner Gegenwart Hochdeutsch zu sprechen – auch wenn sie dann oft trotzdem wieder in den Dialekt verfallen. Aber der Wille zählt ja. Und mittlerweile verstehe ich auch das Schweizerdeutsch mehr oder weniger gut. Wenn ich mich anstrenge ist es meist okay. Außer sie unterhalten sich ganz schnell. Aber Austausstudenten in Deutschland würden mich sicherlich auch nicht verstehen, wenn ich mich zum Beispiel in der Mensa flott mit jemandem unterhalte.

 

Schweizerisch - Deutsch

Es tönt gut – Es klingt gut

Wo sie mal schaffen werden – Wo sie mal arbeiten werden

allfällig – eventuell

Anlass – Veranstaltung/Event

Hat es viele Menschen in Winti? – Gibt es viele Menschen in Winti?

aufstrecken – sich melden

Die Veranstaltungen in der Schule werden alle auf Hochdeutsch gehalten. Dass das schweizerische Hochdeutsch dem süddeutschen Hochdeutsch nicht immer ähnelt, haben mein Mitstudent Michael und ich allerdings schon mehrfach festellen dürfen. Hier habe ich für euch zum Abschluss ein paar Beispiele gesammelt. Es sind Wörter und Sätze, die ich in dieser Woche schon so oft gehört habe, dass sie mir im Gedächtnis hängen geblieben sind.

Damit verabschiede ich mich und wünsche allen ein schönes Wochenende. In der kommenden Woche gibt’s mehr aus Winti und der Schweiz 🙂

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